Eine aktuelle IW-Studie nimmt die Wertschöpfungskraft der Kölner Unternehmen unter die Lupe und zeigt auf, warum sinkende Steuereinnahmen für die Rheinmetropole als Wirtschaftsstandort ein alarmierendes Zeichen darstellen. Ein Weckruf für Köln
Um die Antwort auf die Frage gleich vorwegzunehmen: Ja, Kölns Wirtschaft kann durch viel Ehrgeiz und Einfallsreichtum seine Strahlkraft als erfolgreicher Wirtschaftsstandort zum Scheinen bringen.
Was auch dringend notwendig ist. Denn, so die Analysten der IW-Studie „Starke Wirtschaft. Starkes Köln“: Es befindet sich nicht nur Deutschland wirtschaftlich auf dem Sinkflug, auch unsere Städte und deren finanziellen Spielräume sind von der stagnierenden Produktivität der Unternehmen durch schrumpfende Steuereinnahmen betroffen. Besonders ein Standort wie Köln, dessen fiskalischen Einnahmen laut IW-Studie zu 90 Prozent vom Erfolg der verarbeitenden Industrie abhängig ist, muss in den Wirtschaftsstandort investieren und ihn attraktiv halten.
In Zahlen: Die Wirtschaft in Köln und Region generiert insgesamt eine Wertschöpfung von 162 Milliarden Euro und beschäftigt 1,9 Millionen Erwerbstätige. Diese Schätzungen gehen aus einer regionalen Input-Output-Tabelle für die Wirtschaft von Köln und Region hervor, die auf nationalen amtlichen Daten basiert, die im Rahmen dieser Studie bis 2023 fortgeschrieben und regionalisiert wurden. Das heißt, jeder Erwerbstätige in Köln trägt rund 86.000 Euro zur Wertschöpfung bei. Das sind 10 Prozent weniger als in den vier Referenzstädten Berlin, Hamburg, Frankfurt und München. Auch die gemeindliche Steuerkraft je Einwohner ist in Bayerns Metropole um 36 Prozent höher als in Köln. Das bedeutet, dass in Köln und der Region zu wenig Unternehmen im Bereich Produktion, Veredelung und Wertschöpfung angesiedelt sind.
Dabei verfügen Köln und sein Umland über ein gutes Image. Allein die Einbettung in eine exzellente Forschungslandschaft mit 64 Hochschulstandorten im Rheinland zieht viele junge Menschen nach Köln. Das ist nur ein Faktor, an dem sich Unternehmen orientieren. Dennoch, so empfiehlt es die Studie, müssten die Stadt und die umliegenden Kreise noch ehrgeiziger vorgehen. Zum Beispiel könnte ein Innovationspark auf einer Fläche von 150 – 250 Hektar zusammenhängender Industriefläche mit ökologischen Standards entstehen, auf der sich starke Industrie-Unternehmen ansiedeln.
Eine weitere Herausforderung in Köln und der Region bildet das Verhältnis der Unternehmen zur öffentlichen Verwaltung. So hat die Mehrheit unter den 260 befragten Unternehmen den Eindruck, dass ihre Belange nicht ausreichend von Kommunalpolitik und Stadtverwaltung gewürdigt würden. Nur 23 Prozent der Unternehmen bewerten, dass die öffentliche Verwaltung die unternehmerischen Interessen wahren würden. In München und Frankfurt liegt der Wert mit knapp 40 Prozent fast doppelt so hoch.
Wie Köln und Umgebung verbesserte Rahmenbedingungen für die Wirtschaft schafft und damit die Kölner Steuereinnahmekraft um eine Milliarde Euro erhöhen könnte, zeigt die IW-Studie in fünf Handlungsfeldern auf. Dazu zählen u.a. Best-In-Class-Ansätze wie die Ansiedelung innovationsgetriebener Unternehmen, die Erhöhung der Wirtschaftsfreundlichkeit, Ansiedlung einer Branchenvielfalt, Ausbau von Netzwerken sowie die Erhöhung der Attraktivität der Stadt und der Region z.B. für Fachkräfte.