Die CDU-Parteivorsitzende Anissa SaySay engagiert sich seit langem kommunalpolitisch und hat jede Menge Pläne in der Arbeitstasche. Die zweifache Mutter tritt am 14. September zur Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen an und will Bürgermeisterin werden. Ihre Vision für Dormagen, welche Motivation hinter Ihrer Kandidatur steckt und wie ihr digitaler Alltag aussieht, hat sie mit uns geteilt.
Was hat Sie dazu bewogen, für das Amt der Bürgermeisterin von Dormagen zu kandidieren?
Ich kandidiere, weil ich überzeugt davon bin, dass es Dormagen besser kann – und weil mein Herz für diese Stadt schlägt. Ich sehe jeden Tag, welches Potenzial in Dormagen steckt – und wie viel davon ungenutzt bleibt. Als CDU-Parteivorsitzende und Ratsmitglied weiß ich, wie oft gute Ideen in parteipolitischen Grabenkämpfen untergehen. Gerade die Oppositionserfahrung hat mir gezeigt: Es zählt oft nicht die beste Idee, sondern von wem sie stammt. Das werde ich als Bürgermeisterin ändern.
Für mich stehen die Menschen im Mittelpunkt – nicht das Parteibuch. Ich will Dormagen gestalten, nicht verwalten. Ich will, dass Projekte endlich umgesetzt statt nur diskutiert werden. Egal ob digitale Infrastruktur, Bildung, Stadtentwicklung oder Bürgerbeteiligung: Dormagen braucht mutige Entscheidungen, einen klaren Kurs und endlich Tempo. Digitalisierung wird dabei Chefsache. Ich möchte ein digitales, bürgernahes Dormagen, das wirtschaftlich stark ist und niemanden zurücklässt – ob jung oder alt, mit oder ohne Anschluss an die digitale Welt. Mit Glasfaser, mit Kompetenzvermittlung, mit echter Beteiligung.
Ich kandidiere, weil ich Verantwortung übernehmen will – mit Mut, mit Verstand und mit ganzem Herzen für Dormagen.
Wenn Sie gewählt werden sollten, welche drei Kernanliegen möchten Sie hinsichtlich der digitalen Entwicklung Dormagens in Angriff nehmen?
Ich möchte dafür Sorge tragen, dass jeder in Dormagen Zugang zu einem Breitbandanschluss erhält, der einen haben möchte. Hierzu gehören Bürgerinnen und Bürger genauso wie Unternehmen. Leider sind aktuell eine Reihe von Gewerbegebieten unzureichend mit schnellem Internet versorgt. Weiter merke ich in Gesprächen mit älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern, dass es eine hohe Unsicherheit gegenüber der fortschreitenden Digitalisierung gibt. Hier möchte ich stärker in die Vermittlung von Kompetenzen für unsere älteren Mitmenschen investieren. Ich möchte Digitalisierung zur Chefsache machen und dem Rathaus eine digitale Frischekur verordnen, auch als Antwort auf den Fachkräftemangel im Rathaus.
Haben Sie eine Vision für Dormagen als „Smart City" – und wenn ja, wie sieht diese aus?
Wenn man Dormagen in Verbindung mit Smart City googelt, stellt man schnell fest, dass Dormagen
sich als Smart Industrial City beschreibt. Das finde ich ein schönes Zielbild, das ich teile: Stadt und
Unternehmen gestalten zusammen das digitale Dormagen von morgen. Leider scheint sich der
einstige Mitspieler, der Chempark-Betreiber Currenta, aus der Kooperation mit der Stadt
verabschiedet zu haben. Das finde ich schade, denn gemeinsam mit der chemischen Industrie
können wir in Dormagen mehr erreichen. Eine Smart City sollte auch unbedingt die Bürgerinnen und
Bürger einbeziehen, die mit ihren Ideen und Anregungen wertvolle Impulse geben können. Das
klappt beispielsweise beim Mängelmelder hervorragend
In welchen Bereichen sehen Sie das größte Potenzial für den Einsatz digitaler Lösungen in Dormagen (z. B. Bildung, Verkehr, Energie, Telemedizin, Bürgerdienste)?
Ich bin fest davon überzeugt, dass wir gesellschaftliche Herausforderungen wie den Strukturwandel, die Mobilitätswende und die Energiewende nur bewältigen können, wenn wir vernetzt denken und auch handeln. Bürger, die PV-Strom miteinander teilen, Mobilitätsangebote, die aufeinander aufbauen, statt nebeneinander herlaufen und Bildungsangebote, die über VR- oder AR-Lösungen vermittelt werden, auch remote. Wir sollten mehr über die Chancen von Technologie sprechen, statt reflexhaft Verordnungen aus der Schublade zu ziehen, warum irgendetwas gerade nicht geht.
Warum ist eine digitale Infrastruktur für die Ansiedlung neuer Unternehmen in Dormagen unverzichtbar?
Neue Unternehmen, gerade Start-Ups, denken technologische Möglichkeiten bereits bei der Geschäftsgründung mit. Digitale Hilfsmittel müssen nicht erst aufwändig in Abläufe oder Infrastruktur eingebracht werden. Immer mehr tut sich auch in der Automatisierung von Abläufen, Roboter übernehmen Aufgaben, KI-Lösungen helfen bei der Entscheidungsfindung. Alle diese Prozesse funktionieren allerdings nur, wenn es eine leistungsstarke digitale Infrastruktur gibt. Und ich sage noch einmal: Das werde ich künftig zur Chefsache machen.
Wie kann eine flächendeckende Glasfaseranbindung zur Chancengleichheit – etwa im Bildungsbereich oder bei der Berufsausbildung – beitragen?
In der Corona-Zeit haben wir gesehen, dass eine mangelhafte digitale Teilhabe dazu führt, dass Menschen noch weiter den Anschluss verlieren. Ohne flächendeckende Glasfaseranbindung kann es zudem zu Verteilkämpfen um MBits kommen, wenn das gesamte Mehrfamilienhaus digitale Angebote streamt und die Schülerinnen und Schüler der Wohneinheit bei ihrer Recherchearbeit für die Hausarbeit wertvolle Zeit durch lange Ladezeiten verlieren. In der Berufsausbildung funktionieren die beschriebenen VR- oder AR-Lösungen auch nur mit schnellem Internet. Gleiches gilt für Homeschooling oder Online-Vorlesungen von Universitäten. Ohne Breitbandversorgung kommt man während eines Teams-Meetings mit seinen Wortbeiträgen nicht zum Zuge.
Welche Maßnahmen möchten Sie ergreifen, um den flächendeckenden Glasfaserausbau in Dormagen noch weiter zu beschleunigen?
Laut Breitband-Atlas der Bundesnetzagentur fallen wir bei der Breitbandverfügbarkeit über 200 MBit deutlich gegenüber anderen Kommunen v.a. im Rhein-Kreis Neuss ab (https://gigabitgrundbuch.bund.de/GIGA/DE/Breitbandatlas/Vollbild/start.html). Hier würde ich mir einen stärkeren Austausch zwischen der Stadt Dormagen und dem Rhein-Kreis Neuss wünschen, um stärker von Bundesprogrammen wie der Gigabitförderung 2.0 zu profitieren.
Was würden Sie unentschlossenen Bürgerinnen und Bürgern antworten, die sich noch nicht für einen Glasfaseranschluss entschieden haben?
Ein Glasfaseranschluss macht das Eigenheim zukunftsfest und steigert den Wert der Immobilie. Schlussendlich muss jede Bürgerin und jeder Bürger selbst entscheiden, ob sie den Weg mitgehen möchten. Sofern noch keine harte Notwendigkeit besteht, kann sich diese kurz- bis mittelfristig entwickeln. Und sei es nur zur Komfortsteigerung.
Was planen Sie um, ältere Menschen oder sozial benachteiligte Gruppen im digitalen Wandel zu unterstützen?
Learning by doing. Ich kenne viele ältere Damen und Herren, die mit ihrer Familie beispielsweise über WhatsApp in Kontakt bleiben und am Familienalltag teilhaben können. Ich plane freiwillige Austauschformate, die über das Büro für bürgerschaftliches Engagement organisiert werden. In denen sollen digitale Alltagshelfer vorgestellt und eingeübt werden. Ich bin davon überzeugt, dass das am Ende sogar Leben retten kann.
Wie leben Sie selbst moderne Digitalität im Alltag? Und wie nutzen Sie digitale Kanäle, um als Bürgermeisterin für die Bürgerinnen und Bürger nahbar und ansprechbar zu sein?
Ich lebe moderne Digitalität ganz selbstverständlich – im Alltag wie in der politischen Arbeit. Ob im Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern, in der Zusammenarbeit mit meinem Team oder bei der Recherche und Kommunikation: Digitale Tools sind aus meinem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ich nutze soziale Medien, um transparent zu informieren, meine Positionen zu teilen und direkte Rückmeldungen zu erhalten. So bleibe ich nah an den Menschen – und erfahre schnell, wo der Schuh drückt. Auch in der politischen Arbeit setze ich auf digitale Formate – etwa für Videokonferenzen, Online- Beteiligung oder smarte Arbeitsorganisation. Ich bin überzeugt: Wer über Digitalisierung spricht, muss sie auch selbst leben. Als Bürgermeisterin werde ich diese Haltung ins Rathaus tragen: Mehr digitale Bürgerdienste, mehr Offenheit für digitale Beteiligung, mehr moderne Arbeitsprozesse. Damit die Verwaltung schneller, serviceorientierter und attraktiver für neue Fachkräfte wird.
Digitalisierung ist für mich kein Selbstzweck – sondern ein Werkzeug, um Dormagen besser zu machen. Und diesen Weg will ich gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern gehen – transparent, offen und auf Augenhöhe.