Auf dem Weg zu modernem Fernsehen. Kabel-TV hat noch immer seine Berechtigung

Wir haben Ulf Menssen, Bereichsleiter Privatkunden bei NetCologne zu Trends und Treibern im TV-Geschäft befragt.
Auf dem Weg zu modernem Fernsehen. Kabel-TV hat noch immer seine Berechtigung

Auf dem Weg zu modernem Fernsehen. Kabel-TV hat noch immer seine Berechtigung

Im Sommer 2024 änderte sich das sogenannte Nebenkostenprivileg. Seitdem dürfen Vermieterinnen und Vermieter die monatlichen Entgelte für den mietvertraglich vereinbarten Kabel- bzw. Breitbandanschluss nicht mehr als Nebenkosten abrechnen

Erstes Fazit: Das traditionelle Kabelnetz bleibt neben IP-TV nach wie vor ein häufig genutztes Medium für den Fernsehzugang – auch hier in Köln.

Wir haben Ulf Menssen, Bereichsleiter Privatkunden bei NetCologne im Interview zu Trends und Treibern im TV-Geschäft befragt.

Was hat der Wegfall der Umlagefähigkeit beim Kabelfernsehen für die Kundinnen und Kunden bewirkt? 

Früher haben Mieterinnen und Mieter den Kabelanschluss pauschal bezahlt, ob sie ihn nutzten oder nicht. Jetzt können sie frei entscheiden, wie sie TV empfangen möchten. Die überwiegende Mehrheit der Mieterinnen und Mieter möchte weiter wie gewohnt über den Kabelschluss fernsehen. Diese Mieter mussten nun selbst einen Vertrag abschließen. Hinzukommt, dass Einzelverträge im Gegensatz zu den Sammelverträgen häufig mit höheren Kosten verbunden sind.

Welche Folgen hatte die Abschaffung des Nebenkostenprivilegs für die Telekommunikationsanbieter?

Für uns als Telekommunikationsanbieter bedeutete die Gesetzesänderung eine doppelte Herausforderung. Erster Ansprechpartner für uns sind die Wohnungseigentümer oder Hausverwaltungen. Mit ihnen mussten wir neue Gestattungsverträge schließen. Und sie stehen in direktem Kontakt mit ihren Mietern. Letztendlich mussten wir aber alle Mieter darauf aufmerksam machen, dass es jetzt ganz konkret an ihnen direkt liegt, sich um die TV-Versorgung zu kümmern. Für NetCologne ist das natürlich ein erhöhter Aufwand und bedeutet zusätzliche Investitionen in Marketing und Kundenservice.

Spätestens zum 1. Juli 2024 hieß es dann: Aktiv werden und eigene Verträge für einen Kabelanschluss abschließen.

 Wie haben Sie diese Kommunikation gestaltet?

Wir haben ein 360 Grad-Kommunikationskonzept erarbeitet, zu dem auch das Plakatieren in Hausfluren, Postwurfsendungen und das Einbinden von Hausverwaltungen und anderen Objektentscheidern zählte. Und Kommunikation hört bis heute nicht auf. Wir werben weiterhin für den bewährten Anschluss über Kabel. Viele Kunden nehmen dieses Angebot an.

 Für welche Empfangsmöglichkeiten entscheiden sich die Nutzer mittlerweile hauptsächlich?

Der überwiegende Teil der Kundinnen und Kunden möchte das alles so bleibt, wie es ist.  Also auch weiterhin Kabelfernsehen empfangen. Das wird auch durch aktuelle Umfragen gestützt. Ich persönlich denke aber, dass IP-TV das zukunftsträchtigere und modernere Produkt ist.

 Wieso moderner?

TV über Internet zu empfangen, bietet einen viel größeren Leistungsumfang. Man kann nicht nur viel flexibler fernsehen, zum Beispiel parallel zum Fernseher auch auf Tablets oder Smartphones, sondern auch zahlreiche Zusatzfunktionen nutzen wie Timeshift, Replay oder Restart. In vielen Haushalten gibt es heute auch eine Doppelnutzung. Hier wird IP basiert TV geschaut und auch Kabelfernsehen genutzt. Und mit einem Internet-Tarif von NetCologne kann man das auch zuverlässig und stabil erleben.

 Ist nach der Umstellung der Fernseher bei manchen „schwarz“ geblieben?

 Wir haben unter anderem auch wegen der laufenden Fussball-EM eine Übergangszeit von rund drei Monaten eingerichtet, um unsere Kundinnen und Kunden nicht negativ zu überraschen. Bei sehr vielen Kunden gab es keinen Handlungsbedarf, weil unsere Kommunikationswege gut funktioniert haben und die Kunden rechtzeitig aktiv geworden sind.

 Wie schätzen Sie die Gesetzesänderung persönlich ein?

Der Weg für Kabel-TV Anbieter ist herausfordernd, bietet aber auch Chancen. Durch die neue Regelung können Mieterinnen und Mietern ihren TV-Anbieter frei wählen und selbst entscheiden, über welche Technologie sie ihre TV- und Streamingkanäle empfangen möchten. Wir gehen davon aus, dass wir noch bis zum Ende des ersten Halbjahrs 2025 mit der Vertragsabwicklung beschäftigt sind. Vielleicht ist es auch verständlich, dass auf Eigentümerseite das Nebenkostenprivileg aufgrund vielfältiger anderer Herausforderungen wie zum Beispiel die energetische Sanierung nicht immer wie bei uns die Prio 1 hat. Wir haben nun zu ganz vielen unserer Kunden eine direkte Vertragsbeziehung und über die Gesetzesänderung damit viele Kunden für uns über das Fernsehen neu gewonnen.

 Welche Resonanz haben Ihnen die Verbraucher zurückgespielt?

Viele Mieterinnen und Mieter wollten und möchten auch heute einfach und bequem weiter Kabelfernsehen. Das harte Ende war daher für viele Mieterinnen und Mieter sehr aufwendig. Gerade ältere Menschen hatten Befürchtungen, ihren Anschluss nicht mehr nutzen zu können. Die Frage, ob der Übergang reibungslos funktioniert, hat sie ebenfalls beschäftigt. Erfolgreiche Vertriebskanäle waren zum Beispiel auch der postalische Weg. Wir haben Briefe mit Rückumschlägen und Auftragsformularen verschickt. Gefragte Anlaufstellen waren natürlich auch unsere Shops und unser Kölner Kundenservice. Nur digital hätten wir viele Kunden gar nicht erst erreicht.

 Profitiert NetCologne von den Änderungen im TV-Gesetz?

Wir haben den bestehenden Gesamtumsatz aus Kabel-TV-Verträgen fast halten können. Dieses liegt auch daran, dass wir gut vorbereitet waren und eine gut funktionierende Info-und Aufklärungskampagne betrieben haben, mit der wir unsere bestehenden und neuen Kunden überzeugen konnten. Zu unseren TV-Kunden haben wir nun eine direkte Kundenbeziehung und können zum Beispiel auch für unsere Internet-Angebote werben.

Ein Fazit: Ist Internet-TV der neue Trend?

Die Steigerungsraten in diesem Bereich sind weiter kontinuierlich steigend. Das wird sich auch so fortsetzen. Aber Kabel-TV hat nach wie vor seine Berechtigung und wird weiterhin co-existieren. Ich glaube, je weiter der Glasfaserausbau voranschreitet, desto mehr Internet-TV wird von den Kunden gewünscht werden. Es ist einfach moderner und leistungsfähiger.