Über 30.000 Kilometer verlegte Glasfaserkabel, fast eine halbe Million Kundenanschlüsse bis in die Gebäude oder Wohnungen, weitere rund 60 Millionen Euro Investitionen in den Infrastrukturausbau Kölns und Umgebung: Dr. Claus van der Velden erläutert, welche Breitbandausbauziele sich NetCologne für dieses Jahr gesetzt hat. Außerdem nimmt der kaufmännische Geschäftsführer von NetCologne Stellung zu den größten Hürden und Herausforderungen, die Glasfaserverlegung bis in die Gebäude in
Deutschland mit sich bringen.
Die NetCologne Gruppe hat kürzlich ihre Jahresbilanz 2023 vorgestellt. Sowohl beim Umsatz als auch bei den Kundenanschlüssen verzeichnen Sie einen erheblichen Zuwachs. Worauf ist dieser Erfolg zurückzuführen?
Dies ist kein einmaliger Erfolg. Wir folgen seit Jahren einem konstanten Wachstumspfad, der auf einer längerfristigen Strategie basiert. NetCologne gehört zu den Pionieren im Bereich Glasfaserausbau. Seit rund 30 Jahren investieren wir in Infrastruktur und Glasfasernetze in Köln und dem Umland. Durch unsere starke und langjährige Präsenz am Markt generieren wir regelmäßig neue Kunden. Wir haben eine erfolgreiche Marke aufgebaut. Unsere regionale Nähe überzeugt die Kunden. Unsere Qualität ist hochwertig und preislich befinden wir uns mit den Wettbewerbern auf Augenhöhe.
Welche Herausforderungen und Hürden ergeben sich für NetCologne durch den hart umkämpften Markt?
Die Baukosten sind deutlich gestiegen, ebenso haben die hohen Inflationsraten der vergangenen zwei Jahre diverse Kostenpositionen unter Druck gebracht, wie beispielsweise die Ausgaben für Strom. Diese erhöhten Aufwendungen spüren wir deutlich. Ich bin aber davon überzeugt, dass zum Beispiel die Baukosten ihren Höhepunkt erreicht haben und in naher Zukunft nicht weiter steigen werden. Auch Stromkosten sind wieder deutlich gesunken; wenn auch nicht auf Vorkrisenniveau. Gleichzeitig müssen wir auch unsere eigenen Tarife kritisch hinterfragen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Zusätzlich zeigt sich ein enormer Wettbewerbsdruck im Netzausbau. Wenn wir in einem bestimmten Gebiet nicht präsent sind, wird dieses früher oder später von einem Wettbewerber belegt. Auf der anderen Seite macht für uns ein Überbau bestehender Glasfasernetze weder betriebs- noch volkswirtschaftlich Sinn. Denn die Netze müssen vermarktet werden und ausgelastet sein, damit sich die Ausbaukosten rentierten. Das heißt, zu den gestiegenen Kosten und dem Wettbewerbsdruck gesellt sich noch ein erhöhter Vermarktungsdruck.
Welche Ziele hat sich NetCologne gesetzt und wie hoch sind die Investitionen für 2024?
Wir wollen die digitale Infrastruktur mit Glasfaserkabeln bis in die Häuser schnell weiter vorantreiben und damit die Nummer 1 in Köln und der Region sein.
Im letzten Jahr haben wir unsere Investitionssumme schon getoppt und so viel wie noch nie für die digitalen Infrastrukturen aufgewendet. Auch in diesem Jahr werden wir unseren Investitionsrahmen mit über 57 Millionen Euro übertreffen. Da wir in Köln auch die Ausschreibung zum geförderten Ausbau der weißen Flecken gewonnen haben, kommt diese Investitionssumme noch zu den 57 Millionen Euro hinzu. Hierbei investieren wir auch, die öffentliche Hand übernimmt aber die Finanzierungslücken für einen eigenwirtschaftlichen Ausbau. Zusätzlich haben wir 20 Millionen Euro in unser neues nachhaltiges Rechenzentrum investiert.
Welche Rolle spielen Partner wie lokale Energieversorger beim Infrastrukturausbau?
Wir wollen schnell und viel Glasfaser ausbauen. Das schaffen wir nicht allein. Grundsätzlich ist die Erweiterung von digitalen Infrastrukturen eine lokale Angelegenheit. Gebiete müssen abgesperrt werden, Straßen werden aufgerissen, Verkehr umgeleitet, hierbei sind lokale Unternehmen wie Energieversorger die perfekten Partner. Sie sind mit den Gegebenheiten vertraut, sodass wir mit ihrer Hilfe an Geschwindigkeit im Ausbau und an Umfang gewinnen können.
Immer mehr Services und Dienstleistungen verlagern sich ins Internet. Wie beeinflusst dies Ihre Geschäftsstrategien?
Die Entwicklungen im Internet sind der Treiber schlechthin. Wir erkennen, dass sich die Bandbreitenbedarfe alle zwei Jahre verdoppeln. Dies führt früher oder später zu Kapazitätsproblemen, welche durch den Einsatz von Glasfaser gelöst werden können. Aber auch die neuen Services, die Künstliche Intelligenz ermöglichen, fordern vom Internet extrem viel Bandbreite und Schnelligkeit sowie vor allem auch zuverlässige und hohe Latenzzeiten. Und die Bedarfe wachsen weiter. Darauf gibt es nur eine technologische Antwort. Glasfaser.
Im Juli wurde das Gesetz zum schnelleren Netzausbau verabschiedet. Die Bundesregierung will bis 2025 50% aller Haushalte mit Glasfaser erreichen. Aktuell führen viele Glasfaserleitungen an den Gebäuden vorbei, statt wirklich in die Häuser zu gehen. Ist der Plan der Politik realistisch?
Die Politik zählt diese so genannten Homes passed-Anschlüsse in die 50 Prozent mit ein. Das ist so, als hätten Sie einen Wasserhahn, aber die Wasserleitung läuft nur an Ihrem Haus vorbei und nicht bis ins Gebäude. Die Prozentangabe ist auf Basis dieser Messgröße nicht völlig abwegig. Dennoch glaube ich, dass auch dieses Ziel verfehlt wird. Dazu müsste mehr passieren.
Warum fällt es Deutschland so schwer, im Bereich Glasfaserausbau mit anderen Ländern Schritt zu halten?
Deutschland hat sehr spät auf Glasfaser gesetzt und diese Technologie lange sehr stiefmütterlich behandelt. Stattdessen wurden andere Technologien bevorzugt. Mittlerweile holen wir auf, aber für die Zukunft wird das nicht reichen. Zumal wir uns in Deutschland einige Stilblüten erlauben wie den Überbau bestehender Glasfaserinfrastrukturen. Die zugrundeliegende Idee ist, dass wir hierzulande dem Kunden eine maximale Auswahl unter den Anbietern von Telekommunikationsinfrastruktur ermöglichen wollen. Der Kunde wählt aber nicht die zugrundeliegende Glasfaserinfrastruktur, sondern den Anbieter von Diensten. Hier fühlen wir uns bei NetCologne dem Prinzip des „Open Access“ verpflichtet, also der Öffnung der eigenen Infrastruktur für andere Diensteanbieter. Mit doppelt und dreifachen Netzausbauten verlangsamen wir in Deutschland jedoch den Glasfaserausbau, weil die Unternehmen keine Investitionssicherheiten haben. Das hat man in Frankreich und England anders gelöst.
Hohe Datenmengen, hoher Energieverbrauch. Wie nachhaltig ist NetCologne?
Es ist Fakt: Digitalisierung ist immer mit Stromverbrauch verknüpft. Wir können uns mit gewissem Stolz seit zwei Jahren als TÜV-zertifiziert klimaneutral bezeichnen, da wir an unserer Energieeffizienz gearbeitet und gleichzeitig komplett auf grünen Strom umgestellt haben. Auch unser neues Rechenzentrum wird CO2-neutral betrieben und übertrifft schon heute bei weitem die Vorgaben des Energieeffizienzgesetzes der Bundesregierung für Rechenzentren der kommenden Jahre. Das erleichtert auch unseren Geschäftskunden, die ebenfalls grüner werden müssen, die Verringerung ihres C02-Fußabdrucks.
Welche Besonderheit unterscheidet NetCologne von anderen Telekommunikationsanbietern?
Da wir ein städtisches Unternehmen sind, haben wir eine ganz besondere Nähe zu der Region, in der wir leben wohnen und arbeiten. Wir können und wollen nirgendwo anders hin. Unsere Gewinne werden für Investitionen genutzt, die finalen Überschüsse fließen an die Stadt Köln zurück. Das heißt, was wir erwirtschaften, kommt zu 100 Prozent wieder der Metropolregion und ihren Einwohnern zugute.